02.10.2018 / Tutow

Deutsch-deutsche Geschichten übers Land. Eine Landfilmreihe

Eine Nation, ein Krieg, zwei Systeme und eine Wiedervereinigung = zwei Geschichten vom Leben auf dem Land. Mit dem Ende des 2. Weltkrieges begann ab 1945 für die deutsche Bevölkerung eine neue Ära. Die Aufteilung in Besatzungszonen führte zu einer Aufarbeitung der Kriegsgeschichte in dem jeweiligen politischen Kontext der Siegermächte. Relativ schnell nach Zerschlagung des Faschismus bestimmte die neue Weltordnung die zivilgesellschaftliche Definition in den einzelnen Besatzungszonen. Es entwickelten sich unterschiedliche Sichtweisen auf die geschichtliche Einordnung der Herausbildung, Machtergreifung und des Scheiterns des Faschismus in Ost und West. Mit dem Mauerbau 1961 und der Teilung Deutschlands mündete dieser Prozess in der Existenz zweier deutscher Staaten, mit je eigener Geschichtsschreibung, spezieller Nachkriegsidentität, und einem je eigenen Heimatverständnis. Der ländliche Raum mit seinen traditionellen Wurzeln spielte dabei eine wichtige Rolle. Gerade da, wurden durch Nationalsozialisten die ideellen und mythischen Grundlagen einer »deutschen völkischen Identität«, verortet. Viele Symbole der idealen deutschen Nation hatten Klischees der heilen Welt einer »Volksgemeinschaft« im ländlichen Kontext benutzt. In der Nachkriegszeit galt es, diesem erschreckend erfolgreichen (siehe auch Massenselbstmord Demmin) Mythos zu analysieren und etwas entgegen zu setzen (siehe auch »Beutelsbacher Konsens« polit. Bildung).

Die Städte waren größtenteils zerstört, deshalb kam dem Land als Nahrungs- und Ressourcenquelle bei Beginn des Wiederaufbaus eine besondere Aufmerksamkeit zu: In Mecklenburg-Vorpommern herrschten nach dem Krieg besondere Umstände. Eine für damalige Verhältnisse rückständige Region, geprägt vom verarmten Landadel, wenig Industrie und dünner Besiedlung, verdoppelte innerhalb kurzer Zeit seine Einwohnerzahl durch Kriegsflüchtlinge aus den Ostprovinzen, insbesondere Vorpommern, Schlesien usw.. Schon die unterschiedliche Benennung dieser Zielgruppe zeigt den unterschiedlichen ideologischen Ansatz bei der Aufarbeitung des Krieges. Im Osten hießen sie offiziell »Umsiedler«, im Westen »Vertriebene«, dahinter verbarg sich eine klare politische Positionierung und Kalkül. Für Hälfte der damaligen Gesamtpopulation war Mecklenburg- Vorpommern eine neue Heimat. Nach dem Mauerfall »kam zusammen, was zusammen gehört«. Aber 28 Jahre getrennte Geschichte und gelebte Zivilgesellschaft haben tiefe
Spuren hinterlassen. Der Prozess der Wiedervereinigung erweist sich als kompliziert und greift bis heute massiv in die Biografien, vor allen der »Ostdeutschen« ein. Die Ernüchterung nach der ersten Euphorie konnte in vielen Regionen nicht aufgefangen werden. Der ländliche Raum ist bis in die Gegenwart von dem gesellschaftlichen Umbruch und einer plötzlichen Ankunft in der globalenWelt besonders betroffen.

Mit der Filmreihe wollen wir auf Ursachen und Entstehung zweier deutscher Geschichtsschreibungen eingehen und öffentlich präsentieren. Interessanter Weise gab es im Verlauf der Ost- und Westdeutschen Filmografie parallel Filme und Fernsehserien, die sich mit der Thematik »Land und Heimat«, jeweils aus ihrer Perspektive auseinandersetzten. Wir zeigen in der Filmreihe einige Produktionen und wollen gemeinsam mit dem Publikum über die Hintergründe, persönlichen Erfahrungen und mögliche Ausblicke für ein zukunftsorientiertes Miteinander im ländlichen Raum in Vorpommern diskutieren.

Wo:

Tutow, Zwölf Apostel Kirche

Wann:

02. Oktober 2018

Wer:

Kontakt:, Alenka Baerens, Arbeit und Leben Mecklenburg-Vorpommern, Tel: 0385 6383 293, E-mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein., www.modem-arbeitundleben.de

Landkreis:

Mecklenburg-Vorpommern

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